Die wahren Auslöser für die Buschfeuer in Australien
Buschfeuer sind für die Australier nichts Neues, aber dieser Sommer war katastrophal – und es ist noch lange nicht vorbei. Nach dem Einsetzen erster Regenfälle, geht der Kampf ums Überleben in der Tierwelt erst richtig los.
Die Buschfeuer in diesem Sommer waren eine der schlimmsten in der Geschichte Australiens: Mindestens 27 Menschen wurden getötet, mehr als 2.000 Häuser zerstört und Flächen von mehr als 100.000km² wurden Opfer der Feuersbrunst.
Erst kürzlich mussten Tausende von Einwohnern und Urlaubern an den Küsten im Südosten Australiens evakuiert werden, als Buschbrände Gemeinden umzingelten und dutzende Gebäude zerstörten. Schiffe und Flugzeuge des Militärs wurden darauf hin eingesetzt, um die von den Bränden abgeschnittenen Städte mit Wasser, Nahrungsmitteln und dringed benötigten Treibstoff zu versorgen.
Die heißen, trockenen Bedingungen, die die Feuer angeheizt haben, sind in Australien nichts Neues. Dies sind die Gründe, warum ausgerechnet dieses Jahr die Buschfeuer so außerkontrolle geraten konnten.
Was verursachte die Vielzahl der Brandherde?
Rekordtemperaturen, die anhaltenden Dürreperioden in Verbindung mit starken Winden haben zu den katastrophalen Brandbedingungen geführt.
Als Mitte Dezember ein Großteil des Landes von einer heftigen Hitzewelle erfasst wurde, verzeichnete Australien mit durchschnittlichen Höchstwerten von 41,9 Grad Celsius den heißesten Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und die Hitzewelle hält diese Woche im Südosten Australiens an. Im Canberra werden Temeperaturen um die 40° Celsius erwartet.
Die extreme Hitze hatte den trockensten Frühling aller Zeiten zur Folge. Die meisten Gebiete in New South Wales und Queensland weisen bereits seit Anfang 2017 starke Regenmängel auf.
Die Dürre hat mitlerweile die landwirtschaftlich produktivsten Gebiete des Landes heimgesucht. Nicht wenige davon wurden ein Raub der Flammen.

Welche Ausmaße hatten die einzelnen Brandherde?
Bereits Anfang September ließen erste bedrohliche Vorzeichen auf eine längere und intensivere Trockenperiode schließen.
Am 9. September 2019 wurde die Binna Burra Lodge, ein beliebter Ausflugsort in den ausgedehnten Berglandschaften von Queensland, bei einem Buschbrand zerstört. Der Verlust und die die Flammen in den umliegenden Wäldern beunruhigten Wissenschaftler, da solche Brände in den normalerweise kühlen und feuchten Gebieten äußerst selten seien.
Die Brände haben sich in den letzten Monaten über das ganze Land ausgebreitet und Wald- sowie Weideflächen in vier von sechs Bundesstaaten verwüstet. Australiens Ostküste war davon am härtesten betroffen. Bis Anfang November haben mehr als 1.500 Feuerwehrleute in New South Wales, dem östlichsten Bundesstaat, zu dem auch Sydney gehört, die mehr als 70 Brände bekämpft. nicht selten standen sie der Feuergewalt machtlos gegenüber, so dass sich die Löscharbeiten oftmals einzig auf den Schutz der Wohnsiedlungen beschränken ließ.
In Sydney, das zwischenzeitlich ein totales Verbot von jeglichem Feuer unter freiem Himmel verhängt hatte, wurde der Himmel durch den starken Rauch aus den umliegenden Brandgebieten dunkel verfärbt. Die Luftqualität zählte an manchen Tagen zu einer der schlechtesten der Welt.

Wie groß sind die Flächen die zerstört wurden?
Alleine im Bundesstaat New South Wales sind Flächen von etwa 50.000km² niedergebrannt – dies entspricht in etwa der Größe der Schweiz!
Insgesamt wurde bei den Bränden eine Gesamtfläche von etwa 107.000km² ein Raub der Flammen. Zum Vergleich: Bei den Bränden in Kalifornien im Jahr 2018 wurden „nur“ 16.000km² vernichtet. Bei diesen Brand, die für den Staat Kalifornien eine historisch bislang nie dagewesene Größenordnung darstellte, kamen etwa 100 Menschen ums Leben.
Wer bekämpfte die Brandherde?
Zehntausende von Feuerleuten, davon eine überwiegende Mehrheit von Freiwilligen, kämpften wochenlang – nicht selten in 12-Stundenschichten – gegen die Brände.
Die immense physische und psychische Belastung die auf den Feuerwehrmännern lastet, ließ die Frage aufkommen, ob der Staat gezielter auf ehrenamtliche Helfer zurückgreifen sollte.
Anfang dieses Jahres ließ die australische Bundesregierung verlautebaren, dass freiwillige Helfer in New South Wales – auch in anderen Bundesstaaten, wenn sie dies forderten – eine Entschädigung von bis zu 4.000 US-Dollar erhalten würden. Diese Änderung der politischen Herangehensweise an die ausufernde Krisensituation wurde jedoch zunächst von Premierminister Scott Morrison abgelehnt.
Als sich in der zweiten Jännerwoche die Feuerschneisen weiter Richtung dichtbesidelte Wohngebiete fraßen, startete Australien sein Militär für die Brandbekämpfung einzusetzen und bat seine Bündnispartner um Mithilfe. In einem ersten Schritt entsendete das australische Militär Black Hawk– und Chinook Militärhubschrauber, Flugzeuge und Marineschiffe nach Victoria und New South Wales.

Liegt die Schuld beim Klimawandel?
Die Vorzeichen Anfang September haben bestätigt, was Wissenschaftler vorausgesagt haben: Die Buschbrände in Australien werden in Anbetracht des Klimawandels häufiger und intensiver ausfallen. Wissenschaftlichen Berichten zufolge sind nur wenige andere Industrieländer so anfällig für bereits kleinste Klimaveränderungen wie der australische Kontinent.
Das Klima in Australien bringt normalerweise einen trockenen und heißen Sommer mit sich. Der Klimawandel, der längere und häufigere Perioden extremer Hitzewellen mit sich bringt, verschlechtert diese Bedingungen zusätzlich. Das hat zur Folge, dass die Vegetation austrocknet und somit leichter brennt.
Die katastrophalen Brandbedingungen haben die Mitschuld der australischen Regierung den Bürgern klar vor Augen geführt: Sie haben es verabsäumt und lange Zeit ignoriert, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren, das eine maßgebliche Menge an Wärme beim Ausstoß in die Atmosphäre einschließt.
Trotz des anhaltenenden Anstiegs an Emissionen war es für das Land, das derzeit von einer konservativen Koalition regiert wird, nicht möglich, eine politische Einigung über die zukünftige Ausrichtung in der Energie- und Klimapolitik zu finden. Diese Politik wird zum Teil von Australiens langer Bergbaugeschichte und einer einhergehenden Abhängighkeit der Kohleindustrie beeinflusst.
Welchen Einfluss hatte das Wetter auf die Brände?
Die gefährlichsten Tage sind, wenn heiße, trockene Luft von den Wüsten im Landesinnere, in die bevölkerungsreichen Küsten weht. Eine Wetterfront, an der sich Luftmassen unterschiedlicher Dichte treffen, kann die Windrichtung schnell ändern. Im Bezug auf die derzeitige Brandsituation heißt dies, dass sich größere Brände schnell in mehrere Richtungen hin ausbreiten können.
Buschbrände können eine dermaßen große Hitzequelle erzeugen, dass sie eigene, gefährliche und völlig unvorhersehbare Wettersysteme hervorrufen können. Diese sogenannten Feuerstürme können Blitze, starke Winde und sogar Feuertornados erzeugen. Einzig den so dringend benötigten Regen produzieren sie nicht. Der lang ersehnte Niederschlag kam erst vor wenigen Tagen aufgrund eines durchziehenden Tiefdruckgebiets.
Was sind die klimabezogenen Herausforderungen in den kommen Jahren und Jahrzehnten? Durch welche Maßnahmen kann dem Klimawandel entgegengewirkt werden, oder ist es dafür bereits zu spät? Freue mich wie immer auf eure zahlreichen Antworten und verbleibe bis zum nächsten Mal auf Facebook und hier in den Kommentaren!
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Weiterführende Links:
Artikel von The New York Times über die Hintergründe der Buschfeuer in Australien (18.01.2020, 14:44) – Englisch
Beitrag der Online-Webseite „Science Alert“ über das Phänomen der Entstehung eigener Wettersysteme bei großflächigen Bränden (18.01.2020, 15:50) – Englisch
Beitrag von Dr. Roy Spencer: Graphiken zu historischen Brandereignissen in Australien und die historische Entwicklung dieser. Mit einem Fokus auf die Brände Mitte der 70er Jahre (18.01.2020, 14:54) – Englisch
Quellenangaben:
Titelbild: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bushfire_Australia.jpg (18.01.2020, 14:59) – Sich ausbreitendes Buschfeuer im süden Australiens (Bilder wurde in Photoshop zugeschnitten).
https://pixabay.com/de/photos/ein-lauffeuer-wasser-gef%C3%A4hrlich-4755030/ (18.01.2020, 15:28) – Waldfläche in Südaustralien steht im Vollbrand.
https://en.wikipedia.org/wiki/File:Bushfire_smoke_over_the_Sydney_Opera_House_and_Harbour_Bridge_in_December_2019.jpg (18.01.2020, 15:30) – Smog über der Millionenmetropole Sydney.
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bushfire_destroys_house.jpg (18.01.2020, 15:31) – Buschfeuer zerstören ein Gebäude.
The New York Times: Why the Fires in Australia Are So Bad (Leitartikel) (18.01.2020, 14:43) – Englisch
CNBC: Australia fires kill half a billion animals as crisis mounts (18.01.2020, 14:58) – Englisch