Katastrophe in Paris: Kathedrale von Notre Dame brennt lichterloh
Am frühen Abend des 15. Aprils brach im Bereich des Holzdachstuhls der Notre-Dame ein Großbrand aus und erfasste rasend schnell die gesamte Dachkonstruktion. Obwohl die ersten Einsatzkräfte binnen Minuten am Ort des Geschehens eingetroffen waren, konnte die Katastrophe nicht mehr verhindert werden. Auf ersten Fernsehbildern war zu sehen, wie der Dachstuhl nur kurze Zeit später rund um ein Baugerüst in Flammen stand.
Notre-Dame ist eine der Pariser Top-Touristenattraktionen und wird jährlich von Millionen von Menschen besucht. Die Kathedrale steht im Herzen der Stadt auf der Île de la Cité. Ihre Geschichte reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Fast 200 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung.
Die Dimensionen der im gotischen Stil konstruierten und der Jungfrau Maria geweihten Kirche mit ihren beiden majestätischen Türmen sind gewaltig: 127 Meter lang, 40 Meter breit und bis zu 33 Meter hoch. Mit seinem 1831 erschienenen historischen Roman Der Glöckner von Notre-Dame verewigte Victor Hugo die Kathedrale in der Literatur. Viele Meter lang stehen die Touristen täglich vor dem Gebäude Schlange. Seit den islamistisch-motivierten Terroranschlägen, die Frankreich in den vergangenen Jahren heimgesucht hatten, wird die Kathedrale von Soldaten bewacht.
Eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.
Die Sicherheit der Kathedrale war seither immer ein wichtiges Thema. Unter den Eindruck terroristisch motivierter Attacken gegen die Grande Nation ließ man besonders bei Touristen beliebte Ziele mit massiven Betonblöcken gegen mögliche Anschläge mit Fahrzeugen schützen. So auch die Notre Dame. Aber gegen eine Katastrophe dieses Ausmaßes konnte man nicht gerüstet sein.
„Alles brennt! Vom Dachstuhl, von dem der eine Teil aus dem 19. Jahrhundert und der andere aus dem 13. Jahrhundert stammt, wird nichts übrig bleiben„, gab der Sprecher der Notre Dame, Andre Finot unter den Eindruck der raubenden Flammen zu Protokoll. Laut ersten Reaktionen aus den Reihen der Löschmannschaften musste befürchtet werden, dass nicht nur der Dachstuhl komplett niederbrennt, sondern selbst die Gesamtstruktur nicht mehr zu retten wäre. Eine noch größere Katastrophe, die in den frühen Nachtstunden nach Ausbruch des Feuers zum Glück gebannt werden konnte.
Trotzdem dürfte der Schaden enorm sein. Einerseits als Verlust einer der großen Ikonen christlichen Glaubens in Europa, und natürlich architektonisch. Besonders, als der weithin sichtbare Spitzturm, am Mittelschiff des Kirchenschiffs thronend, knapp eine Stunde nach Ausbruch des Feuers zuerst einknickte und danach senkrecht in das darunter lodernde Flammenmeer raste, wurde die Dimension der Zerstörung deutlich. Ein Volk in Trauer, eine Welt entsetzt. An Tagen wie diesen, zeigt sich der wahre Wert der christlichen Kultur in Europa. Während die Einen noch starr vor Schreck auf das Flammenmeer blickten, begannen hunderte vor der Kathedrale Gottesdienste abzuhalten und sakrale Lieder anzustimmen. Nur wenige Tage vor dem Osterfest!
Mittlerweile waren auch schon zahlreiche Reaktionen in den sozialen Netzwerken von Personen aus aller Welt eingetroffen. Auch sie zeigten sich schockiert und betroffen über die furchbaren Ereignisse des Abends.
Es ist furchtbar zu sehen, was da gerade in Paris geschieht, vielleicht könnten Löschflugzeuge helfen, das Feuer in den Griff zu bekommen. Man müsse allerdings schnell handeln!
– US-Präsident Donald Trump
Auch die Sicherheitskräfte hatten zu diesem sehr umstrittenen Vorschlag Stellung genommen und betonten, nichts unversucht zu lassen, um das Feuer in den Griff zu bekommen. Aber Löschmittel aus der Luft abzuwerfen, sei nicht Teil der Strategie gewesen. Das zusätzliche Gewicht des Wassers würde die instabile Struktur der Kathedrale stark in Mitleidenschaft ziehen oder diese gar zerbersten lassen.
Der Heilige Stuhl verfolgt die Ereignisse in Fassungslosigkeit und tiefer Trauer, dass das Symbol des Christentums in Frankreich getroffen wurde.
-Alessandro Bisotti (Sprecher des Heiligen Stuhls im Vatikan)
Ich teile die Gefühle unserer Nation. Ich bin traurig, wie ich heute Abend sehen muss, wie dieser Teil von uns allen brennt.
-Emmanuel Macron
Neben all den umfassbaren Ereignissen und des unwiederbringbaren Schadens an der historischen Substanz erfolgte bereits früh die Meldung, dass scheinbar keine Personen direkt zu Schaden gekommen waren. Die offizielle Opferbilanz belief sich am darauffolgenden Tag auf drei Leichtverletzte Personen – 2 Polizisten und ein Feuerwehrmann. In anbetracht der Massen, die die Kathedrale jeden Tag besuchen und dem Ausbleiben von Todesopfern nach der Brandkatastrophe, muss einerseits der raschen Reaktion der ersten Hilfskräfte von Feuerwehr und Polizei großen Dank ausgesprochen werden, aber auch von großem Glück ausgegangen werden. Nur kurze Zeit nach Ende der allgemeinen Öffnungszeiten war das Feuer im Dachstuhl der Kathedrale ausgebrochen. Ebenfalls von großem Glück im Augenblick der großen Tragödie muss man im Falle der Rettung einiger der Reliquien und Kostbarkeiten sprechen. Die großen Bronzestatuen wurden noch im Zuge der Renovierungsarbeiten nur zwei Tage vor dem Brand herabgenommen und konnten genauso, wie die Reliquie des Dornenkranzes vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden.
Die Struktur der Kathedrale ist stabil, weißt aber einige Schwachstellen auf.
Trotzdem sei man selbst Stunden nach Ausbruch des Feuers weit davon entfernt gewesen, in irgendeiner weise Zuversicht zeigen zu können. Die Flammen, die um etwa 19:30 Uhr, also nichteinmal eine Stunde nach Entdeckung des Feuers den Spitzturm zum Einsturz brachten, bedrohten zur Abendzeit noch immer einen der markanten Haupttürme. Von Experten gab es die Befürchtung, die Feuersbrunst könnte die Statik der Türme schwächen und die tonnenschweren Kirchenglocken zum Absturz bringen. Aber zumindest drohte der Einsturz der Kathedrale – insbesondere der Außenwände betreffend, zu diesem Zeitpunkt gebannt zu sein. Da die lastabtragenden Steinwände die Hitze wie in einen Heizkessel im Inneren hielten, konnte sich die Hitze durch das brennende Holz des eingestürzten Dachstuhls ungehindert im Inneren entfalten. Für viele Stunden herrschte Unklarheit darüber, ob der Brand in Richtung der Wohnhäuser in direkter Umgebung abdrehen würde. Die Hitzeentwicklung machte es bis zu den späten Abendstunden unmöglich das Innere der Kathedrale zu betreten. Die Feuerwehr musste daher mittels Notbehelfs versuchen, das Feuer von außen über die Mauern zu löschen. Ebenfalls versuchte man das von den Flammen stark erhitzte Mauerwerk mit Wasser zu kühlen. Erst in den frühen Nachtstunden konnte die Feuerwehr mit ersten Kräften ins Innere der Kathedrale gelangen und das Feuer unter Kontrolle bringen. Neben den immensen Verlust des historischen Dachtragwerkes konnte zumindest die darunterliegende Kuppelkonstruktion großteils der Hitze und der darauf befindenden Brandlasten standhalten. Somit konnte ein Großteil des sakralen Innenraumes vor den Flammen gerettet werden.
Obgleich die Brandursache und das wahre Ausmaß des Schadens zur aktuellen Zeit noch reine Spekulation ist, geht die Justiz davon aus, dass Renovierungsarbeiten am Dach zu dem Inferno führten. Ein terroristisches Motiv wird ausgeschlossen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat noch in der Unglücksnacht den Wiederaufbau der Notre Dame zugesichert. Die Kathedrale soll bis zum Jahre 2024 wieder vollständig rekonstruiert werden.
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Weiterführende Links:
Orf.at: Notre-Dame in Paris brennt (15.04.2019, 23:19) – Deutsch
CNN.com: Fire at Notre Dame Cathedral (15.04.2019, 23:20) – Englisch
Orf.at: Das Ausmaß der Schäden in Bildern (17.04.2019, 00:33) – Deutsch
Quellenangaben:
Titelbild: https://www.mdr.de/brisant/notre-dame-in-flammen-feuer-in-kathedrale-in-paris-100.html (16.04.2019, 00:36) – Flammeninferno in der Notre Dame
https://www.youtube.com/watch?v=JZVkCny5Sm0 (13.07.2016, 14:52) – Youtube-Clip als Zusammenfassung mit dem Titel: Großbrand Paris – Notre Dame – Spitze eingestürzt – Dach völlig zerstört
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